Berlin Kreuzberg

Oranienstraße am 1. Mai 1988

Das Ritual fing Ende der 1980er Jahre an: tagsüber fanden Demos statt, abends ging in Kreuzberg das Katz- und Mausspiel mit der Polizei los. Autos brannten, Geschäfte wurden geplündert. Es gab nicht nur Festnahmen, sondern auch Prügel. Auch für uns Fotografen und Kameraleute.

Die "Einheit für besondere Lagen und einsatzbezogenes Training" (EbLT) war eine Einsatzgruppe der West-Berliner Polizei, die als Reaktion auf die schweren Ausschreitungen in Kreuzberg am 1. Mai 1987 aufgestellt worden war, ursprünglich mit circa 40 Beamten.

Als das Foto entstand, machte ein Fernsehteam gerade die Bekanntschaft mit der EbLT. Die Kamerafrau hatte versucht, an der Kreuzung Oranienstraße Ecke Adalbertstraße eine Festnahme zu filmen.

Die EbLT hatte ein kurzes Leben aber heftige Auftritte, darunter eine IWF-/Weltbanktagung in Berlin und einen Einsatz in Wackersdorf. Mitte 1987 ins Leben gerufen, wurde sie nach breiter medialer und politischer Kritik im Januar 1989 wieder aufgelöst.

Ob dabei auch der Einsatz am 1. Mai 1988, wo dieses Foto entstand, eine Rolle gespielt hat? EbLT prügelte an dem Tag in Kreuzberg auch Beobachter aus der Polizeiführung, die sich die Dinge Mal von Nahem anschauen wollten, darunter ausgerechnet den für Berlins Geschlossene Einheiten zuständigen Polizeidirektor Bernd Manthey, ihren eigenen Vorgesetzten.